Erholungsheim
Haus mit Tradition und Zukunft
Seit fast hundert Jahren existiert das Erholungsheim der KWS in Bad Grund, bekannt als Zuckerhaus. Petra Wollenweber hat es über ein Drittel dieser Zeit geleitet. 2025 geht sie in den Ruhestand – und KWS sucht eine Nachfolge.
Mit nur zwei Koffern zog Petra Wollenweber am 30. Juni 1989 in ein Einzelzimmer des Zuckerhauses in Bad Grund. Einen Tag später war ihr erster Arbeitstag, und sie empfing ihre ersten Gäste. „Für mich war das ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert sie sich. Das Zuckerhaus war nicht in bestem Zustand, im Garten wuchs das Unkraut höher als die Blumen. „Ich stand vor einem Chaos.“ Aber Petra Wollenweber überwand den anfänglichen Schock. Mit viel Zeit und Liebe hat sie das Zuckerhaus zu ihrem Projekt gemacht.
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„Früher, in den Fünfziger-, Sechziger-, Siebzigerjahren, gab es einige dieser Häuser: Polizei, größere Firmen wie KWS. Unser Haus steht jetzt hundert Jahre. Wir haben in den hundert Jahren geschafft, es vor dem Krieg und nach dem Krieg zur Erholung für Mitarbeiter von KWS und ihre Angehörige zu erhalten, und ich würde mich freuen, wenn wir dies mit einer Nachfolge auch weiterhin tun können.“
Das Erholungsheim in Bad Grund existierte schon vor dem Zweiten Weltkrieg. In den Fünfzigerjahren wurde es erweitert, wiederbelebt und auch für einfache Arbeiter geöffnet. 1983 erfolgte ein weiterer Umbau mit der Neueröffnung ein Jahr später. „Wir Frauen bei KWS hatten Ideen für das Zuckerhaus“, sagt Petra Wollenweber, die 1979 bei KWS eine Lehre zur Industriekauffrau gemacht hatte und danach als Vorstandssekretärin arbeitete. Als die neuen Betreuer 1988 wieder kündigten, schlug eine Kollegin vor, „dass das Zuckerhaus etwas für mich sein könnte. Ich könnte unsere Ideen dort umsetzen.“
Der Vorstand sei überzeugt gewesen, der Betriebsrat hingegen fühlte sich überrumpelt und bestimmte einen eigenen Kandidaten. „Es gab eine Anhörung“, erinnert sich Petra Wollenweber. „Da wurde zum Beispiel gefragt, was ich machen würde, wenn eine Steckdose repariert werden muss.“ Man traute ihr das nicht zu. „Ich konnte genau erklären, wie ich das angehen würde.“ Doch es sei nicht vorausgesetzt, alles selbst zu können: „Ich habe mir später auch Elektriker ins Haus geholt. Wie man eine Glühbirne wechselt, sollte man aber schon wissen.“
Viele Berufe in einem
Das Beispiel zeigt: „Der Beruf ist eine volle Dienstleistung. Im Zuckerhaus bin ich Buchhalterin, Hausmeisterin, Gärtnerin, Seelsorgerin, Reinigungskraft – es gibt keinen Beruf, der nicht in meiner Arbeit mit drin ist“, erklärt Petra Wollenweber. Und es braucht auch ein gutes Menschengefühl: „Ich kann meine Gäste mittlerweile schon nach dem ersten Kontakt gut einschätzen.“ Ihr Ziel: Alle sollen nach einem Aufenthalt oft und gern wiederkommen: „Eine Besucherin kam letztens zu mir ins Zuckerhaus und sagte: ‚Ich komme nach Hause.‘ Das ist für mich eine Auszeichnung!“
Für Petra Wollenweber hat das Zuckerhaus noch eine ganz besondere Bedeutung, denn sie hat ihre Kinder darin großgezogen. Ihre Tochter war drei Jahre alt, als sie alleinerziehend ihre neue Stelle antrat. Arbeit und Familie, später mit neuem Mann und weiterem Kind? „Das ist alles nebeneinander gelaufen“ und funktionierte gut: „Das Zuckerhaus ist kein Hotel, sondern eher eine Pension garni. Die Gäste bekommen morgens Frühstück, den Tag über sind sie meistens sowieso nicht da. Sie können sich frei bewegen und auch selbst in der Küche stehen.“ Ihre eigenen Urlaubszeiten plant Petra Wollenweber langfristig; in dieser Zeit bleibt das Zuckerhaus zu.
Tradition soll weitergehen
Trotz ihrer langen Zeit in Bad Grund freut sich Petra Wollenweber nun auf ihren Ruhestand. Bevor sie sich Anfang 2025 verabschiedet, will sie aber die Weichen für die Zukunft des Hauses stellen: „Mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin wird ein Jahr mit mir mitlaufen. Ich ziehe mich dann zunehmend zurück“, sagt Petra Wollenweber. Damit wolle sie einen ähnlichen Schock vermeiden, wie sie ihn selbst anfangs erlebte. „Und ich bin offen für Veränderungen und freue mich auf tolle, neue Ideen.“
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„Jeder kann sich bewerben. KWS Mitarbeiter, Außenstehende, Schwiegermutter, Schwiegertochter, alle, die Lust und Laune haben, diese Sache hier weiterzuführen, und wer Lust hat, ruft an, kommt vorbei, schaut sich das Ganze an. Ich kann mir vorstellen, dass man, wenn man hier vor Ort gewesen ist, sich eher vorstellen kann, ob man diesen Job machen will oder nicht.“
Es sei zwar von Vorteil, Erfahrungen in der Hotellerie oder Gastronomie zu haben, aber keine Voraussetzung – Petra Wollenweber besaß diese Erfahrungen schließlich auch nicht. „Jeder war schon mal in einem Hotel oder in einer Pension, diese eigenen Erfahrungen helfen.“ Was stattdessen nötig sei: Spaß an der Sache und eine positive Einstellung. „Und mein Nachfolger sollte flexibel sein. Jeden Tag kommen neue Gäste, neue Charaktere. Da muss man sich auf neue Dinge einlassen können.“ |
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