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Porträt

Aus bescheidenen Anfängen entstand in Ungarn eine erfolgreiche Sonnenblumenzüchtung. Péter Streb ist von Beginn an dabei, mittlerweile als Senior Breeder.

Péter Streb

Der Sonne zugewandt

Péter Streb reist für KWS aus Ungarn um die Welt, um die besten Sonnenblumenhybriden zu züchten. Seine Liebe für die Pflanze wurde ihm in die Wiege gelegt – und er hat ambitionierte Ziele.

Um Insekten zu schonen, kommen bei Sonnenblumen kaum Chemikalien zum Einsatz.

Die Sommerferien seiner Kindheit verbrachte Péter Streb auf ungarischen Mais- und Sonnenblumen-Züchtungsfeldern. Der Sonne zugewandte, leuchtend gelbe Blütenköpfe, endlos blauer Himmel – dieses Bild sollte sich fest in seine Erinnerung einbrennen. Mit seinem Ferienjob besserte sich Péter in dieser Kulisse sein Taschengeld auf. Ohnehin war Landwirtschaft in seiner Familie verankert, auch wenn der Familienbetrieb unter dem kommunistischen Regime verloren ging. Und die Faszination blieb: Péter studierte Tierzucht, später Agrarwissenschaften, aktuell promoviert er.

Doch die Sonnenblumenfelder seiner Kindheit ließen ihn nicht los: Jeweils zwei Jahre lang arbeitete er für Monsanto und Syngenta in der Sonnenblumenzüchtung. Als sich 2011 die Gelegenheit ergab, diesen Züchtungsbereich bei KWS in Ungarn auszubauen, überlegte Péter nicht lange. Es galt, ein Team aufzubauen und das Züchtungsprogramm an Standorten in Europa und Lateinamerika zu organisieren. In einer Garage fanden die ersten Vorbereitungen statt. „Wir haben bei null angefangen und alles neu aufgebaut, das war eine einzigartige Gelegenheit“, erzählt er von seinem Start bei KWS. Pioniergeist? Ja, den hat er wohl in sich, gibt er lachend zu.

„Bei der Sonnenblume arbeiten wir besonders eng mit der Natur zusammen.

Péter Streb

Wichtige Kultur in Zeiten des Klimawandels

Heute ist er überzeugt, dass Sonnenblumen in der Landwirtschaft immer wichtiger werden. „Die Sonnenblume bereichert die Fruchtfolge der Landwirte und sorgt für mehr Nachhaltigkeit. Und durch den Klimawandel wird sie eine immer interessantere Kulturpflanze in Europa werden.“ Denn mit ihren tiefen Wurzeln ist die Pflanze trockenheits- und hitzetoleranter als beispielsweise Raps. Und auch wenn die traditionellen Anbaugebiete vor allem in der Ukraine, Russland und anderen südosteuropäischen Ländern liegen, wird die Sonnenblume nun auch in Ländern Mitteleuropas immer wichtiger.

Dazu tragen auch neue Essgewohnheiten der Menschen bei: Gerade werden Möglichkeiten erforscht, den hohen Proteingehalt der Sonnenblumenkerne für pflanzenbasierte Lebensmittel zu nutzen. Péter erzählt von der Zusammenarbeit von KWS mit mehreren Universitäten in Deutschland, um Sonnenblumensorten mit einem besonders hohen Proteingehalt und leicht zu schälenden Kernen zu erzeugen.

Doch der überwiegende Teil von Péters Sonnenblumenzüchtung dreht sich um Sorten für die Ölgewinnung. „Die Sonnenblume kann rund 2,5 Tonnen Öl pro Hektar liefern“, erzählt der Züchter und nennt seine wichtigsten Züchtungsziele: „Wir selektieren auf unterschiedliche Merkmale wie Ertrag oder Hitzetoleranz.“

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Wenn alles wie geplant läuft, soll im Jahr 2025 der Verkauf von Hybriden beginnen.

Bestäubt von Insekten anstatt vom Wind

Was Péter an der Sonnenblumenzüchtung im Vergleich zu den klassischen Kulturen besonders reizt, ist die Art der Bestäubung. Sonnenblumen werden, im Gegensatz zu Getreidepflanzen, die Wind- oder Selbstbestäuber sind, von Insekten wie Bienen oder Hummeln bestäubt. „Bei der Sonnenblume arbeiten wir besonders eng mit der Natur zusammen. Man kann nicht viele Chemikalien einsetzen, da wir die Insekten schonen müssen.“

Damit die Blüten auch attraktiv für die Bestäuber sind, wollen Péter und sein Team dafür sorgen, dass sie möglichst viel Nektar und Pollen produzieren. Denn ohne Bienen können dreißig Prozent, bei manchen Sorten sogar hundert Prozent der Ernte verloren gehen. „Streng genommen ist die Sonnenblume keine einzelne Blüte“, sagt der Züchter. Der Blütenkopf besteht aus rund 400 bis 1.000 Einzelblüten. All diese Blüten müssen bestäubt werden, damit sie Samen produzieren.

„Um sicherzugehen, dass die Sonnenblumen auf den Züchtungsflächen nicht vom Pollen benachbarter Sonnenblumenfelder bestäubt werden, bringen wir unsere Elternlinien in Zelten unter, um Hybride zu produzieren – dafür nutzen wir Hummeln“, erklärt der 44-Jährige den Ablauf. „Um Linien zu erstellen, binden wir Netze um jeden einzelnen Blütenkopf. Hier nutzen wir keine Hummeln oder Bienen, sondern bestäuben von Hand.“

„Schau dir die Pflanze an. Sie ist einfach wunderschön.

Péter Streb

Gute Zusammenarbeit mit Einbeck

Nun heißt es beobachten und testen: Zeigen die Kreuzungen die gewünschten Gene und Eigenschaften? Um das zu erfahren, erreichen jedes Jahr mehrere Zehntausend Blattproben der Sonnenblumen das Labor in Einbeck. Péter lobt diese Zusammenarbeit: „Wenn uns bestimmte Eigenschaften fehlen, können wir uns auf die biotechnologischen Kompetenzen unserer Kolleginnen und Kollegen in Einbeck verlassen. Auch mit unserer Station auf Gran Canaria haben wir einen engen Austausch. Dort kreuzen wir Resistenzen in neue Linien ein.“

Für die rund 5.000 getesteten Sonnenblumenlinien jährlich reist Péter regelmäßig um den ganzen Globus: An achtzig bis hundert Tagen im Jahr ist er auf den Zuchtstationen in Lateinamerika und Europa unterwegs. „Es ist kurios, dass wir die Sonnenblume, die ursprünglich aus Amerika stammt, aus Europa für die Züchtung in ihre Heimat bringen, nur um die gezüchteten Sorten dann wieder nach Europa zu bringen“, sagt der Züchter schmunzelnd. In Lateinamerika herrschen aufgrund der kon­stant hohen Temperaturen ideale Bedingungen für die Sonnenblumenzüchtung: „Während in Europa nur eine Ernte pro Jahr möglich ist, können wir in unseren Winterzuchtstationen drei Vegetationsperioden in einem Jahr durchgehen. Das beschleunigt den Züchtungsprozess immens: von sechs auf zwei Jahre.“

Ziel von Péter Streb und seinem Team: drittgrößter Sonnenblumenzüchter der Welt bis 2031 zu werden

Mit der Sonnenblume an die Weltspitze

Schnell merkt man, wie aus den bescheidenen Anfängen ein hochprofessionelles Züchtungsprogramm geworden ist. Und Péter beweist auch nach über einem Jahrzehnt in der KWS Sonnenblumenzüchtung seine Ausdauer: Im März ist er zum Senior Breeder für die Sonnenblume aufgestiegen.

Der große Einsatz soll sich bald schon lohnen: Landwirtinnen und Landwirte in ganz Europa können schon bald von einem großen Angebot an leistungsstarken Sonnenblumenhybriden profitieren, die aus unserem eigenen Zuchtprogramm stammen. Péter besitzt aber nicht nur Pioniergeist, sondern hat auch große Ambitionen: bis 2031 möchten er und sein Team erreichen, dass KWS mit seinen Sonnenblumensorten fünf Prozent Marktanteil hat und damit der viertgrößte Sonnenblumenzüchter weltweit wird. „Langfristig will aber keiner an vierter Stelle bleiben. Wir wollen die KWS Sonnenblumen an die Spitze bringen“, sagt der Züchter.

Großer Bestand: Rund 5.000 Sonnenblumenlinien werden jährlich in Europa getestet.

Mit einer dünnen Glaspipette entnimmt Péter Streb den Nektar, um ihn dann zu wiegen.

Péter genießt den Prozess jedenfalls. Denn für seine abwechslungsreiche Arbeit braucht er vor allem eines: Kreativität. Er erstellt Handbücher, denkt sich komplexe Konzepte aus, muss selektionieren und seine Arbeit immer wieder neu evaluieren. An innovativen Ideen fehlt es ihm nicht: „Wenn wir ein Ziel erreicht haben, machen wir schon den nächsten Schritt.“ Zum Beispiel experimentieren Péter und seine Kolleginnen und Kollegen gerade, wie man mit Zwischenfrüchten den Herbizideinsatz reduzieren und damit den Anbau von Sonnenblumen nachhaltiger gestalten kann.

Für die Sonnenblumenzüchtung sieht er hervorragende Aussichten und freut sich, dass die Pflanze bei KWS als strategisch relevante Kultur zählt. Auch nach all den Jahren kann Péter nicht genug bekommen von den gelben Feldern im Morgenlicht. Warum es ihm gerade die Sonnenblume angetan hat? „Schau dir die Pflanze an. Sie ist einfach wunderschön.“ |


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