Jacob Winther Nymand
Roggen als Passion
Jacob Winther Nymand überzeugte dänische Landwirte vom Roggen im Schweinetrog. Bei KWS fiel sein Engagement auf fruchtbaren Boden.
Jacob Winther Nymand schmunzelt, als er sagt: „In meiner Familie bin ich wohl der Roggen-Nerd, der über nichts anderes als Roggen nachdenkt. Da ist was Wahres dran. Ich bin derjenige, der zu Hause das Roggenbrot backt, und ich überlege ständig, wofür man Roggen noch verwenden könnte. Ja, Roggen ist in meinem Leben allgegenwärtig.“
Diesen Ruf als Roggenliebhaber hat Jacob Winther Nymand, heute AgroService Manager KWS Skandinavien, nicht nur in seiner Familie – dieser Ruf eilte ihm schon voraus, ehe er überhaupt bei KWS anfing. Claus Heuer, Produktmanager bei KWS Getreide in Wohlde, hörte vor ungefähr zwölf Jahren von einem Berater, der Landwirte südlich von Aarhus in Dänemark voller Inbrunst vom Roggen als Futtermittel überzeugen wollte. „Dieser Berater war ich“, sagt Jacob Winther Nymand.
„Ich war immer überzeugt vom Roggen.“
Jacob Winther Nymand
Und seine Leidenschaft für den Roggen geht sogar noch weiter zurück: 2006/2007 begann er, neue Hybridroggensorten zu testen, darunter Saatgut von KWS. Der Däne arbeitete damals als Betriebsberater beim Danish Agricultural Advisory Service (DAAS), einem landwirtschaftlichen Beratungsdienst direkt im Besitz der Landwirte.
Hier war er unter anderem dafür zuständig, Fütterungspläne für die Schweinemast zu empfehlen – ein wichtiger Teil der dänischen Landwirtschaft. Im Roggen als Futtermittel sah Jacob Winther Nymand eine bedeutende Option, um die Betriebe wirtschaftlich gut aufzustellen: In seinen Feldversuchen brachte Hybridroggen weit höhere Erträge als Populationsroggen, und als KWS mit der PollenPlus-Technologie noch dazu das Problem mit Mutterkorn in den Griff bekam, weckte der Berater nicht nur das Interesse der Landwirte für den Roggen in der Schweinemast, sondern auch das Interesse von KWS an seiner Person.
Schwerpunkt: Pflanzenproduktion für Futtermittel
2013 schließlich schrieb KWS eine Stelle aus, die wie für Jacob Winther Nymand gemacht war: „Als Landwirtschaftsberater mit Schwerpunkt Pflanzenproduktion für Futtermittel zu arbeiten gab mir die Möglichkeit, an etwas mitzuwirken, was mich sehr interessierte: Hybridroggen als Futtermittel.“ Und auch das Vertrauen der Landwirte wie in seinem bisherigen Job sagte ihm zu: „Die Stärke von KWS ist ihre Glaubwürdigkeit als familiengeführtes Unternehmen.“ Beriet Jacob Winther Nymand zuvor Landwirte in deren eigenem Auftrag, tat er es fortan zwar im Namen der KWS, aber nach wie vor mit dem Vertrauensvorschuss, dass es ihm um höhere Erträge für die landwirtschaftlichen Betriebe ging.
In den ersten drei Jahren war Jacob Winther Nymand als Futtermittelexperte für Russland, die Ukraine, Belarus und Osteuropa zuständig. Zum Roggen als Futtermittel gab es inzwischen Forschungsergebnisse aus Dänemark. Sie belegten, dass Schweine mit Roggen in der Futterration länger satt sind, sich dadurch ruhiger verhalten und außerdem gesünder sind.
Video
„Weniger Stickstoff“
Warum sich Roggen in der Schweinefütterung auch aus Nachhaltigkeitsgründen lohnt, erklärt Jacob Winther Nymand im Video. |
Aufgrund der Organisationsform der meist großen Betriebe in Russland fiel die Überzeugungsarbeit allerdings schwer: „Sie betrachten nicht die gesamte Bandbreite von der Produktion über die Fütterung bis zur Fleischerzeugung, sondern betrachten jeden Teil unabhängig voneinander. Und ein erfolgreicher Nachweis aus Dänemark bedeutet nicht, dass er in diesen Ländern einfach anerkannt wird.“
So erging es ihm auch in den USA und Kanada, wo er ab Ende 2016 gewissermaßen wieder von Neuem begann. Jacob Winther Nymand nahm bestehende Kontakte zur Universität von Illinois auf – in Bezug auf Forschung zur Schweineproduktion eine der besten der Welt, wie er sagt. Von 2017 bis 2021 liefen wissenschaftlich begleitete Versuche – mit ähnlichen Ergebnissen wie die dänischen Vorläufer. Auch in Deutschland hatte zwischenzeitlich ein staatlich finanziertes Projekt begonnen, das letztlich alle Versuchsergebnisse wissenschaftlich bestätigen würde (siehe dazu auch "SuperFeed Roggen"). Im Zuge der Versuche in den USA baute KWS vor Ort eine neue Einheit für Hybridroggen auf.
Erfolgreiche Überzeugungsarbeit
„Ich war immer überzeugt vom Roggen, weil er gesünder ist als anderes Getreide“, sagt Jacob Winther Nymand. Zum Roggen in der menschlichen Ernährung hatte es jede Menge Untersuchungen gegeben. „All diese Forschungsergebnisse lassen sich auf Tiere übertragen, die wie Menschen nur einen Magen haben.“ Mit den Versuchen ab 2017 habe sich sehr viel bewegt. „Heute ist Landwirten bewusst, dass sie ihre Schweine mit Roggen statt Weizen füttern können.“
Die guten Argumente für Roggen in der Fütterung sind also da. Noch hat das Getreide aber den Ruf, nur auf sandigen Böden zu gedeihen, wo sonst nichts anderes wächst. „Mein Ziel ist es, die Kulturart auch in die besseren Böden zu bekommen.“ Auch in Bezug auf Regionalität bezeichnet er die Ausweitung des Anbaus als sinnvoll, damit das Futtermittel direkt dort angebaut wird, wo es später im Futtertrog landet. Auf Dänemark bezogen spricht er von einst 50.000 Hektar Anbaufläche für Hybridroggen, die nur aufgrund des Anbaus für die Tierfütterung auf 120.000 Hektar gewachsen sei – mit Potenzial nach oben.
Seit Anfang 2022 ist Jacob Winther Nymand wieder für seine alte Wirkungsstätte zuständig: Als AgroService Manager für Lebensmittel/Futtermittel in Skandinavien und die baltischen Staaten betreut er auch Dänemark. In dieser Position ist er sowohl in direktem Austausch mit Landwirten als auch mit landwirtschaftlichen Beratern aus den Bereichen Anbau und Schweinefütterung – also mit seinen Kolleginnen und Kollegen von früher. In seinem neuesten Projekt geht es ihm darum, die Vorteile des Roggens in Bezug auf CO₂-Reduzierung nachzuweisen.
Dass Jacob Winther Nymands Lebensweg diese Richtung nehmen, ihn nach dem Studium sogar als Berater nach Mosambik verschlagen und ihn letztlich zu einem wahren Botschafter des Roggens machen würde, war zunächst nicht vorherzusehen. Eigentlich sollte er als ältester Sohn den elterlichen Hof übernehmen; die landwirtschaftliche Ausbildung hatte er schon absolviert. Aber während des Wehrdiensts beschloss er, Agrarwissenschaften zu studieren.
Den Hof übernahm 1991 schließlich sein jüngerer Bruder Claus Winther Nymand, allerdings auch nur für sechs Jahre, ehe er ihn verkaufte, selbst studierte – und ab 2004 als Pflanzenspezialist bei Lochow-Petkus, jetzt KWS LOCHOW, anfing. Er hatte verschiedene Aufgaben in Nord- und Osteuropa sowie Süd- und Nordamerika – unter anderem ab 2017 den Aufbau der Einheit für Hybridroggen in den USA. Seit 2022 ist er Sales Manager KWS Skandinavien.
Die Leidenschaft für Roggen liegt wohl in der Familie. |
Dieser Artikel stammt aus der KWSintern, dem Mitarbeitermagazin der KWS. Wenn Sie Mitarbeiterin oder Mitarbeiter unseres Unternehmens sind, haben Sie Zugriff auf alle weiteren Artikel und auf frühere Ausgaben. |
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