Menschen

Porträt

Petko Vasilev

Digitaler Denker

In Bulgarien bilden der Unternehmergeist von Geschäftsführer Petko Vasilev und unser Motto „Make yourself grow“ eine starke Kombination. Das Resultat: ein eingeschworenes Team und digitale Ideen wie der Digital4Cast.

Petko Vasilev faszinieren die Dynamik und die Vielfalt der Landwirtschaft.

Mit Verkaufsautomaten verdiente Petko Vasilev sein erstes Geld: Er baute eine kleine Handelskette auf, ehe er sein Unternehmen verkaufte. Schon früh zeigte sich so der Unternehmergeist des 1980 in Moskau geborenen Bulgaren – und diesen Charakterzug hat er sich bis heute bewahrt: „Ich versuche immer, neue Möglichkeiten und Ideen zu erörtern, noch ehe ihre Zeit reif ist.“

Diese Einstellung brachte Petko Vasilev zunächst in anderen Branchen ein, denn Berührungspunkte mit der Landwirtschaft hatte er keine – bis ihn ein Headhunter 2009 zu Bayer lockte. „Landwirtschaft ist in Bulgarien ein großes Wirtschaftsfeld. Das war immer interessant für mich.“

Überhaupt hält er Landwirtschaft für eine faszinierende Industrie: „Sie ist sehr dynamisch, sehr vielfältig.“ Man müsse die Bedürfnisse und Anforderungen der Landwirte verstehen und in geeignete Produkte übersetzen. „Und die Landwirtschaft versorgt uns alle mit Essen. Aus diesem Blickwinkel ist es eine sehr edle Branche. Ein Teil davon zu sein fühlt sich sehr gut an.“

Video

▶ So funktioniert Digital4Cast

Per Drohne und Software bestimmt Digital4Cast binnen Stunden die Pflanzenanzahl, analysiert Stress und erkennt Unkraut. Im Video zeigt Petko Vasilev auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, wie die Analyse abläuft.

Wechsel zu KWS: „Richtige Entscheidung“

Mit seiner Arbeit bei Bayer war Petko Vasilev eigentlich zufrieden, als ihn fünf Jahre später, 2014, erneut eine Anfrage erreichte. Diesmal ging es um einen möglichen Wechsel zu KWS. Die Neugierde und der Wille, „mich immer persönlich weiterzuentwickeln“, ließen ihn einen Blick ins Internet werfen, um mehr über den potenziellen Arbeitgeber zu erfahren, der damals noch keine zehn Jahre in Bulgarien aktiv war.

„Ich las von einem Unternehmen, das aus mehreren Gründen mein Interesse weckte.“ Insbesondere wegen der familiengeführten Unternehmenskultur und der Spezialisierung auf die Pflanzenzüchtung als Kernbereich entschied sich Petko Vasilev für den Wechsel. „Nach neun Jahren kann ich voller Überzeugung sagen: Es war die richtige Entscheidung.“

Das sagt Petko Vasilev, obwohl die ersten Monate holprig verliefen. Der vorherige Geschäftsführer hatte KWS gerade verlassen, und auch andere Angestellte hatten Wechselambitionen. „Ich war verpflichtet, ein Team zusammenzustellen, das wieder in der Lage sein würde, gute Geschäftszahlen und Erfolge zu liefern. Es war, als würden wir ein Haus von Grund auf neu aufbauen.“

„Landwirtschaft ist eine sehr edle Branche.“

Petko Vasilev

Zurückblickend bezeichnet Petko Vasilev auch diesen Prozess als hilfreich und gelungen. Heute arbeiten bei KWS in Bulgarien 17 Personen. „All unsere Errungenschaften und alle Ergebnisse der vergangenen Jahre sind definitiv der Arbeit dieses Teams zu verdanken“, betont er.

Das Portfolio umfasst alle wichtigen Kulturarten des Landes: Körnermais macht mehr als siebzig Prozent des Umsatzes aus, beim Silomais – einem Nischenmarkt in Bulgarien – ist KWS der Marktführer. Auch Winterweizen ist profitabel, „und unser Sonnenblumensaatgut entwickelt sich ebenfalls zu einem erfolgreichen Geschäftszweig“. Schon in den Anfangsjahren war die Pflanze ein Teil des Portfolios von KWS in Bulgarien und nahm Mitte des vergangenen Jahrzehnts wieder an Fahrt auf. „Heute stecken wir viel Mühe in die Kulturart. Landwirte in Bulgarien bringen Sonnenblumen mittlerweile wieder mit KWS in Verbindung“, sagt Petko Vasilev. Zuckerrüben hingegen sucht man in Bulgarien vergebens.

Als eines der am südlichsten gelegenen Länder Europas hat auch Bulgarien mit dem Klimawandel zu kämpfen. „Hybridsaatgut mit Trockentoleranz erfährt die größte Nachfrage im Markt“, sagt Petko Vasilev. Er meint damit vor allem die trocken- und hitzetoleranten Sorten mit ClimaControl3. Für den vorausschauenden Unternehmer ist klar, dass auch neue Züchtungsmethoden nötig sein werden, um dem Klimawandel entgegenzutreten. Dafür setzt er sich ehrenamtlich als Vorsitzender in der Bulgarian Seed Industry Association des EU-Landes ein.

Aus Drohnenaufnahmen entstehen binnen weniger Stunden genaue Analysen, beispielsweise zur Pflanzenanzahl auf einem Feld.

Digital4Cast: Analyse binnen weniger Stunden

„Eine der neuen Möglichkeiten, die meine Arbeit bei KWS wirklich faszinierend machen“, ist für Petko Vasilev die Digitalisierung der Landwirtschaft. Vor fünf Jahren starteten die Teams aus Südosteuropa ein Projekt mit der Überlegung, „wie wir die Digitalisierung in unsere Region bringen könnten“. So entstand Digital4Cast in Kooperation mit dem Technologieanbieter Agremo – zu Beginn noch ein Start-up. Digital4Cast wurde als Teil von myKWS entwickelt und wird in der Plattform als eines der Tools für Südosteuropa angeboten.

Die Funktionsweise: Mitarbeiter von KWS lassen eine Drohne über der Anbaufläche eines Landwirts fliegen und machen Fotos aus der Luft. Die so entstehenden Bilddaten werden in die Software von Agremo eingespeist und erzeugen eine Karte der Anbaufläche. Nach weniger als einer Stunde sind diverse Parameter bekannt, nach einem Tag steht Landwirten eine ausführliche Analyse ihres Feldes in myKWS zur Verfügung.

Am beliebtesten sei die Bestimmung der Pflanzenanzahl. „Nur wenige Stunden nach dem Drohnenflug können wir mit einer Genauigkeit von über 99 Prozent sagen, wie viele Pflanzen auf einem Feld stehen.“ Auch eine Stressanalyse und Unkrauterkennung sind mit Digital4Cast möglich, und zukünftig soll auch eine Ertragsprognose entwickelt werden.

Über einen Headhunter kam Petko Vasilev in die Branche, hier im Gespräch mit Digital4Cast-Chefpilot Pavel Ivanov (KWS) und Landwirtin Yolita Toeva.

Für das Sales-Team ergibt sich durch Digital4Cast ein völlig neues Werkzeug, und das im wahrsten Sinne: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden selbst zu Drohnenpiloten, was angesichts der sich immer mehr vereinfachenden Steuerung keine Schwierigkeiten bereitet. Und während die Drohne nach dem Start selbstständig am Himmel ihre Bahnen zieht, „haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Boden die Möglichkeit, mit den Landwirten im Gespräch zu bleiben und zusätzliche Angebote zu machen“. So wird Digital4Cast zum Türöffner.

Digitalisierungsprojekt: Aus Südosteuropa in die Welt

Das Projekt entwickelte sich in fünf Jahren immer weiter und strahlt in benachbarte Länder aus. Auch in Zentraleuropa ist das Interesse geweckt, und neben Mais kommt die Technologie perspektivisch auch für andere Kulturarten in Betracht: In den USA sei sie zum Beispiel für die Kolleginnen und Kollegen aus den Business Units Getreide und Zuckerrüben interessant.

„In ein paar Jahren werden digitale Services einer der wichtigsten Pfeiler der landwirtschaftlichen Arbeit sein“, davon ist Petko Vasilev überzeugt. Technologien entwickelten sich rasend schnell. Für den Geschäftsführer ist klar: „Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart.“ |


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